Von den Pogromereignissen in Eibenstock berichtete das dortige Tageblatt am 11. November 1938. Darin heißt es:
„Auch in Eibenstock hat es heute Nacht geklirrt. Wie überall im Reich, kam es aus Anlaß der feigen jüdischen Mordtat an dem deutschen Diplomaten vom Rath auch in Eibenstock zu judenfeindlichen Kundgebungen. Gestern abend in der siebenten Stunde warfen mehrere Personen, die von auswärts stammen sollen, die Schaufensterdekorationen der Firma Kalitzki Nachfolger durcheinander“ (Eibenstocker Tageblatt 85, 264 (11.11.1938), S. [3]).
Die Pogromgewalt in Eibenstock
Bislang liefert der Zeitungsartikel die einzigen konkreten Hinweise zu den Pogromereignissen im erzgebirgischen Eibenstock. Die Firma A. J. Kalitzki Nachfolger bestand dort seit dem Ende des 19. Jahrhunderts als Kleidergroßhandelsgeschäft. Einer der Söhne des Geschäftsgründers Arno Israel Kalitzki, Alfons, erlebte die Pogrome 1938 in Chemnitz und wurde in Buchenwald inhaftiert. Anschließend gelang der Familie die Emigration.
Der letzte Inhaber von A. J. Kalitzki Nachfolger war anscheinend Max Rosenthal. Zur Geschichte des Eibenstocker Geschäfts, das auf Ansichtskarten abgebildet ist, und der Geschäftsinhaber sind noch weitere Akten zu sichten.
Ein Zeitungsartikel und sein Inhalt
Der Zeitungsartikel macht insgesamt zweierlei deutlich: Zum einen zeigt er die antisemitische Inanspruchnahme des Pariser Attentats durch die nationalsozialistische Propaganda. Zum anderen aber bietet er Hinweise auf die Chronologie der Eibenstocker Pogromereignisse: Demnach bracht die Gewalt dort erst am Abend des 10. November 1938 aus. Die beiläufige Erwähnung, dass die Täter von außerhalb stammen sollen, ist zudem ein Hinweis auf die organisatorische Umsetzung der Pogrome, die sich auch für andere Orte belegen lässt.