Im Jahr 1939, wenige Monate nach den Pogromereignissen, erschien in Leipzig Siegfried Moltkes (1869-1949/55?) ‚Geschichte der Leipziger Maklerschaft‘ (A. Deichertsche Verlagsbuchhandlung (Dr. Werner Scholl)). Herausgegeben wurde die Studie von der Industrie- und Handelskammer Leipzig, für die Moltke als Bibliothekar arbeitete.
Die Juden als Makler
Moltkes Band erschien als Ergänzung zu seiner 1936 vorgelegten Schrift zur ‚Geschichte der Leipziger Börse‘. In seinem Ton greift das Buch über das Maklerwesen insbesondere im sechsten Kapitel (‚Die Juden‘) die antisemitischen Vorurteile der Zeit auf und rechtfertigt dadurch zugleich die nationalsozialistische Judenverfolgung. Moltke schrieb unter anderem:
„‚Mit den Juden gibt es kein Paktieren, sondern nur das harte Entweder – Oder!‘ Mit diesem Worte schließt Adolf Hitler das siebente Kapitel seines großen Werkes ‚Mein Kampf‘. Ich setze diese ernste Mahnung unseres großen Führers als Motto, als Geleitwort an die Spitze des sechsten Kapitels meines Buches, ich konnte es mit vollem Recht auch auf das Titelblatt setzten. […] [A]uch sehr zahlreiche andre Stellen meines Buches werden nicht nur beweisen, daß die Hebräer, dieser ‚ewige Spaltpilz der Menschheit‘ wie überhaupt, so auch im Leipziger Maklerwesen stets eine üble Rolle gespielt haben, sondern auch, daß die sächsische Regierung, der Rat der Stadt Leipzig, die Handlungsdeputierten, die Kramermeister, die Ratsmakler und die Kammersensale, daß sie alle, man kann, man muß es sagen: daß sie den Fluch erkannt haben, den für unser Volk im allgemeinen und für Leipzig im besonderen, sowie für unseres deutschen Volkes Wirtschafts- und Kulturleben das Eindringen des Judentums gebracht hat“ (S. 94).
Weitere antisemitische Positionen finden sich auf anderen Seiten des Buches, so etwa gegen russische und polnische Juden. Die Taufe, so Moltke, ändere dabei nicht die ‚Rasse‘ und den ‚Rassencharakter‘ der Juden (S. 98).