Fritz Arlt, der 1938 eine antisemitisch ausgerichtete Studie zur ‚Volksbiologie‘ der Leipziger Juden veröffentlicht hatte, sah sich Ende der 1980er-Jahre mit seiner Vergangenheit konfrontiert.
Aly gegen Arlt
Götz Aly und Susanne Heim schrieben in ihrer Studie ‚Vordenker der Vernichtung‘ (1991) über Arlts Rolle in der Rassen- und Siedlungspolitik des nationalsozialistischen Regimes.
Während der Pogrome von 1938 war Arlt beim Rassenpolitischen Amt in Breslau tätig. Aly war 1988 an Arlt herangetreten. Anschließend hatte er über Arlts Rolle u. a. anlässlich des 50. Jahrestag der Pogrome im November des Jahres in Leipzig bei einer Veranstaltung des Arbeitskreises ‚Kirche und Judentum‘ über die ‚Biographie eines Unbelehrbaren‘ gesprochen. Ein entsprechender Artikel erschien in der evangelischen Kirchenzeitung ‚Der Sonntag‘.
Arlt gegen Aly
1995 erschien gewissermaßen als Antwort ein Buch Arlts, in dem er seine Tätigkeit rechtfertigte und Aly Falschdarstellung vorwarf (Arlt, Fritz: Polen-, Ukrainer-, Juden-Politik. Im Generalgouvernement für die besetzten Gebiete 1939/40 und in Oberschlesien 1941/43 und im Freiheitskampf der unterdrückten Ostvölker, Lindhorst 1995).
Auch auf seine Rolle während der Pogrome ging Arlt ein: In Breslau habe er angeblich am Morgen nach dem Pogrom zugunsten jüdischer Professoren und des Jüdisch-Theologischen Seminars bei Gauleiter Josef Wagner interveniert (S. 17, 24).