Zu den Augenzeugen der Dresdner Pogromereignisse gehörte auch der 16-jährige geborene Walter Feurich (1922-1981). Er war 1938 in der Bekennenden Kirche engagiert und besuchte noch die Schule.
Der SA-Lehrer
An den 10. November 1938 erinnerte er sich später so:
„Auch in Dresden brannte die Synagoge. Mit einigen Freunden war ich zum Brühlschen Garten gelaufen, um mich durch Augenschein von diesem schrecklichen Ereignis zu überzeugen. Einer meiner Kameraden gab ziemlich laut seinem Unwillen Ausdruck. Er wurde sofort denunziert und anschließend in das nahe gelegene Polizeipräsidium überführt. Jetzt sahen wir etwas klarer, und einige meiner Klassenkameraden empörten sich mit mir, als am anderen Tage unser Klassenlehrer, bei dem wir Deutsch- und Geschichtsunterricht hatten, sich vor der Klasse brüstete, daß auch er als SA-Mann bei den Judenpogromen dabeigewesen sei. Die Ausschreitungen bezeichnete er als ‚gesunde Reaktion des Volkes‘! Dieser Mann war vor 1933 der Klasse als Demokrat und Anhänger der Staatspartei bekannt gewesen. Wie viele andere in unserem Volke hatte er sich in der Zwischenzeit sehr gewandelt“ (Feurich, Walter: Schon auf der Schulbank konnte man’s begreifen, in: Fink, Heinrich (Hg.): Stärker als die Angst. Den sechs Millionen, die keinen Retter fanden, Berlin 1968, S. 76–79, hier S. 76 f.).
Feurich engagierte sich auch für als Juden verfolgte Christen. Er stand mit Martin Richter, dem Dresdner Vertreter des Büros Grüber in Kontakt.
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