Städte ohne Pogrome? (1): Hoyerswerda

Hoyerswerda gehörte 1938 zur preußischen Provinz Schlesien. Für die Stadt, heute immerhin die drittgrößte der Oberlausitz, gibt es nur wenige Spuren zur Geschichte des Lebens von Juden und der nationalsozialistischen Judenverfolgung vor Ort.

Pogromgewalt in der Stadt?

Bislang ist kein Beleg dafür zu finden, dass es in Hoyerswerda 1938 zu Pogromgewalt kam. Die ‚Hoyerswerdaer Nachrichten‘ vom November 1938 berichten lediglich über Pogromereignisse in anderen sächsischen Orten, wie der Stadt Görlitz. Auf Übergriffe oder antisemitische Kundgebungen vor Ort wurde nicht eingegangen. Vermutlich war die Zahl der Verfolgten in der Stadt zu klein – im Mai 1936 erfasste eine Zählung lediglich 38 Personen im gesamten Kreis Hoyerswerda.

Hoyerswerda ‚judenrein‘

Im Juni 1939 verkündete das Blatt dann, dass Hoyerswerda ‚judenrein‘ sei, hier also keine als Juden verfolgten Menschen mehr leben würden.

Sicher ist gleichwohl: Allein durch die mediale Verbreitung gelangten die Pogromereignisse – etwa über die Zeitung – auch in Hoyerswerda zu Bekanntheit. Was sich am 9./10. November 1938 oder der Folgezeit genau in der Stadt ereignete, bleibt – sofern zu rekonstruieren – weiteren Untersuchungen vorbehalten.

Nachzulesen bei: Meusel, Günter: Geschichte der Stadt Bernsdorf, Bd. 3: Bernsdorf in der Zeit des Dritten Reiches 1933-1945, Cottbus 2005, S. 167-176.

3 thoughts on “Städte ohne Pogrome? (1): Hoyerswerda

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  2. Frank Pörner

    Kleine Korrektur: Görlitz war 1938 keine sächsische Stadt, sondern gehörte seit dem Wiener Kongress 1815 zu Preußen, Provinz Schlesien.

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    1. dristau Post author

      Herzlichen Dank für Ihre Rückmeldung. Sie haben vollkommen Recht: Görlitz, wie auch Weißwasser, Delitzsch und andere Städte, die heute zu Sachsen gehören, waren 1938 preußisch. Meine Formulierung ist hier in der Tat nicht eindeutig, weil sie Historie und Gegenwart nicht klar trennt. Deshalb nochmals danke für die Präzisierung.

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