Konfessions-, Voll-, Halb- und Vierteljuden: Statistische Erhebungen durch das nationalsozialistische Regime

Nach 1933 ist es in vielen Fällen extrem schwer, genaue Zahlen über die in den einzelnen sächsischen Orten lebenden und als Juden verfolgten Menschen zu erhalten. Dies lag einerseits daran, dass durch Migration im Inland – den Wegzug aus den kleineren Orten in die mutmaßlich größere Anonymität der Großstädte – und ins Ausland zu erheblichen Fluktuationen kam. Andererseits muss immer genau beachtete werden, auf welcher Zahlen- und Definitionsgrundlage die ‚Juden‘ erfasst wurden.

Statistische Zahlen von 1937

Der Sicherheitsdienst der SS erstellte 1937 eine Statistik über die im Deutschen Reich als Juden verfolgten Menschen: Nach ihren Schätzungen lebten im Juni 1937 noch 392.000 Konfessionsjuden in Deutschland. Etwa 107.000 seien seit 1933 ausgewandert. Die Gesamtzahl, so die Notiz des Referatsleiters Herbert Hagen, erhöhe sich nach Schätzungen des Direktors des Statistischen Reichsamts um weitere 120.000 ‚Volljuden‘ nichtjüdischen Bekenntnisses sowie etwa 160.000 ‚Halb-‚ und ‚Vierteljuden‘.

Der SD ging im Sommer 1937 also von etwa 672.000 Menschen im Deutschen Reich aus, die vollkommen ausgegrenzt und zur Auswanderung gedrängt werden sollten.

Die Notiz Hagens ist auszugsweise ediert bei: Pätzold, Kurt (Hg.): Verfolgung Vertreibung Vernichtung. Dokumente des faschistischen Antisemitismus 1933 bis 1942, 4. Aufl., Leipzig 1991, S. 140 f.

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