Antisemitische Karikaturen in sächsischen Tageszeitungen im Kontext der Pogrome (6): Kleine Operationen

Der ‚Freiheitskampf‘ brachte am 27. November 1938 – wie auch einige andere sächsische Zeitungen in diesem Zeitraum – eine weitere Karikatur, die auf die Pogrome Bezug nahm.

Kleine Operationen

Unter dem Titel ‚Kleine Operationen‘ war eine Folge von fünf Bildchen zu sehen, die unter dem Künstlerkürzel ‚Waldo‘ publiziert waren. Bislang verfüge ich über den Künstler noch über keine weiteren Informationen. Sicher ist jedoch, dass er mit seiner Bildfolge antisemitische Klischees bediente.

Die Reaktionen des Auslands

Faktisch nahmen die Zeichnung die Reaktionen des Auslands aufs Korn: Churchill habe sich die Ohren zurücksetzen lassen, um den Mund künftig noch weiter aufreißen zu können; der Vertreter der USA – mit einem Davidstern um den Hals – habe sich die Nasenschleimhäute entfernen lassen, um autoritäre Staaten künftig nicht mehr riechen zu müssen. Die französischen Politiker Léon Blum und Georges Mandel, beide jüdischer Herkunft, hätten sich zur ‚Arisierung‘ ihres Gesichts entschlossen und würden zuletzt immer wieder betonen, Franzosen zu sein. Der Erzbischof von Canterbury, Cosmo Gordon Lang, habe sich seine Tränendrüsen an seinen angeblichen Wasserkopf anschließen lassen, um künftig noch ausgiebiger weinen zu können (in der Hand hält er eine Zeitung mit der Titelseitenaufschrift ‚Entsetzliche Pogrome in Deutschland‘). Im Vatikan hätten sich schließlich einige eine Schädelplatte aus Asbest einsetzen lassen, damit ihnen die ‚brennende Sorge‘ – eine Anspielung auf die gleichnamige Enzyklika Papst Pius XI. von 1937 – nichts anhaben könne.

Die Kritik aus dem Ausland – die allgemeine am Nationalsozialismus ebenso wie die auf die Pogrome bezogene – wurde hier mit dem Mittel der Karikatur gezielt ins Lächerliche gezogen.

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